FZ003 Campusbahn – Max Slawinski

Am 10. März wird in Aachen über die Campusbahn abgestimmt. In einer kleinen Reihe unterhalte ich mich mit Befürwortern und Gegner über die Campusbahn. Heute mit Max Slawinski.

Sorry für den wirklich schlechten Ton, ich habe viel versucht, aber der Ort war Mist, Max saß oft zu weit vom Mikro weg und hat dabei noch ständig auf den Tisch geschlagen…

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Veröffentlicht von Tim Becker This work is licensed under the CC BY-SA 3.0 DE license. .
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3 Gedanken zu „FZ003 Campusbahn – Max Slawinski

  1. Jan van den Hurk

    Schön, dass beim Podcast beide Seite zu Wort kommen. Ich möchte mir allerdings erlauben die Aussagen von Maximilian Slawinski näher einzuordnen:

    – Verkehrsflächen: Der ÖPNV würde unverhältnismäßig viel Platz einnehmen.
    Der genannte ÖPNV-Anteil von 15% ist ein Durchschnittswert für die gesamte Stadt Aachen, dem ein Anteil von 51% für das Auto entgegensteht (http://www.epomm.eu/tems/result_city.phtml?city=293&map=1). Im Vergleich stehen sich also 22,7% ÖPNV und 77,3% Autoverkehr gegenüber. Dies entspricht im wesentlichen auch der derzeitigen Aufteilung der Verkehrsflächen. Auf dem Adalbertsteinweg gibt es zur Zeit eine Busspur und 4 Spuren für den MIV. D.h. 20% des verfügbaren Straßenraums ist für den ÖPNV reserviert, die restlichen 80% für den sonstigen Straßenverkehr.
    Der Modal Split sieht für den Adalbertsteinweg jedoch anders als angedeutet aus. Laut campusbahn.de fahren dort derzeit 30.000 Fahrgäste pro Tag mit ÖPNV. Laut Luftreinhalteplan (www.bezreg-koeln.nrw.de/brk…53/…/luftreinhalteplan_aachen.pdf). beträgt dort die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke (DTV) 24.000, d.h. dort fahren im Durchschnitt 24.000 Fahrzeuge pro Tag. Studien haben gezeigt, dass Pkws im Stadtverkehr mit im Schnitt 1,3 Passagieren besetzt sind – macht 31.200 Fahrgäste per Pkw. Das Verhältnis ÖPNV zu MIV beträgt also 49% zu 51%. Die Behauptung, dass der ÖPNV unverhältnismäßig viel Platz einnimmt, scheint so nicht zu stimmen.

    – Änderung des Modalsplits: Der Modalsplit wird sich nicht verändern.
    Von 2003 bis 2011 gab es in Aachen eine Verschiebung des Modal Splits vom Auto in Richtung des ÖPNV (2003: 52% und 14%, 2011: 51% und 15%). Die offizielle Prognose aus dem Zeitraum 2005-2015 kommt für NRW (www.lvp.nrw.de/igvp/download/igvp_szenarienbericht_v2_1105.pdf) zu dem Ergebnis, dass die Personenkilometer im ÖPNV um 20% steigen werden. Größter Einfluss war dabei nicht die Änderung der Bevölkerungszahl, sonder eine Änderung des Mobilitätsverhaltens der Einwohner (z.B. der Senioren).

    – Alternativen: Elektrofahrzeuge im ÖPNV, Entflechtung der Stadtentwicklung, weitere Änderungen
    Leider bleibt an dieser Stelle unklar, wie genau die Alternativen und die dadurch entstehenden Kosten aussehen sollen. Wie teuer werden beispielsweise Elektrobusse sein? Wie soll die Entflechtung der Stadtentwicklung aussehen? Bedeutet das z.B. Umsiedlungen? Ist das kostenneutral und in dem Planungszeitraum der Campusbahn zu machen?
    Auch die Aussagen zu den möglichen Linienumlegungen sind eher wage. Die genannten Alternativstrecken von Eilendorf über die Jülicher Straße oder von Walheim über die Adenauerallee bedeuten allesamt Umwege, kosten Fahrzeit und machen die Buslinien dadurch eher unattraktiv. Außerdem zwingt es die Fahrgäste mit Ziel Adalbertsteinweg zum Umsteigen. Zum Thema Fähigkeiten der ASEAG und des AVV hat das Gutachten Busnetz 2015+ darüberhinaus gezeigt, dass es nicht unbedingt viele Optimierungsmöglichkeiten im Aachener ÖPNV gibt.
    Die Entzerrung der Schulanfangszeiten wurde durch die Schulkonferenzen abgelehnt. Die Stadt ist an dieser Stelle „leider“ nicht weisungsbefugt.
    Die von der ASEAG berechnete Alternative kostet 1,83 Mio. € für die reine Busleistung ohne neue Infrastruktur oder besondere Fahrzeuge. Inkl. Infrastrukturausbau kostet ein Busprojekt laut Michael Servos 4,3 Mio. €, aber ebenfalls ohne umweltschonende Fahrzeuge.
    Die Stadt hat im Vorfeld zur Campusbahn-Planung 17 verschiedene Systeme verglichen bei der sich das Straßenbahnsystem als das am Besten zu integrierende und dabei kostengüntigstes herausgestellt hat.

    – Die allgemeine Rücklage wird bis 2019 halbiert.
    Derzeit wird die allgemeine Rücklage jährlich um 40 Mio. € reduziert. Bis 2019 sind es noch 6 Jahre. Der aktuelle Stand (2013) der Rücklage beträgt 796,1 Mio. € D.h. beim aktuellen Defizit wird die Rücklage bis 2019 um ca. 30% reduziert.

    – Technik: Die geplanten Fahrzeuge sind Prototypen
    Die Straßenbahn in Nizza wird auf 500 m Strecke per Akku versorgt. Dieses Fahrzeug kann man standardmäßig bei Alstom kaufen (Citadis 302). Maximilian Slawinski sollte als Elektrotechniker bekannt sein, dass das Fahrzeug, wenn es eine längere Strecke fahren soll, zwar eine höhere Akkukapazität braucht, aber keine geänderte Elektronik. Die Kosten für zu ersetzende Elektronikbauteile sind übrigens laut campusbahn.de in den Unterhaltungskosten enthalten und eine Abschreibung der Elektronik auf 30% wird in der Präsentation der IHK nicht erwähnt (http://www.aachen.ihk.de/linkableblob/2313920/.3./data/campusbahn_untersuchung-data.pdf;jsessionid=9A435093612C773407C3D9A26C78DE02.repl1). Der Austausch der Akkus wird laut campusbahn.de mit 32.000 – 60.000 € angesetzt, aber insgesamt sinkenden Preisen.

    – Finanzierung
    Richtigerweise wird auf die Nichtvorhersagbarkeit des Zinssatz hingewiesen. Jedoch wurde nicht erwähnt, dass beim IHK Gutachten nicht nur ein höherer Zinssatz von 4%, sondern auch ein weiterer 10%iger Aufschlag für den Fall der Fälle einberechnet wurde. Dabei muss man anmerken, dass die dort berechneten 7,78 Mio. € im Vergleich zu den 6,5 Mio. € rund 16,5% und nicht 20% ergeben. (http://www.aachen.ihk.de/linkableblob/2313920/.3./data/campusbahn_untersuchung-data.pdf;jsessionid=9A435093612C773407C3D9A26C78DE02.repl1)
    Zur Orientierung an dieser Stelle mal der aktuelle Zinssatz der KFW für kommunale Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. (http://www.kfw.de/kfw/de/Inlandsfoerderung/Programmuebersicht/IKK_-_KfW-Investitionskredit_Kommunen/Konditionen.jsp) Dieser beträgt derzeit für einen Kredit mit 20 Jahren Laufzeit 2,22%. Die Zinssätze der Zukunft kann allerdings niemand vorraussagen, auch nicht Maximilian Slawinski.

    – Gefahren durch ein Haushaltssicherungskonzept: In Krefeld werden Lehrerstellen gestrichen.
    Im Haushaltssicherungskonzept 2010-2014 der Stadt Krefeld wird mit keinem Wort die Streichung von Lehrerstellen erwähnt (Google: Haushaltssicherungskonzept Krefel). Lehrer werden im übrigen vom Land bezahlt.

    – Das Abstimmungsheft bot nur mangelhafte Informationen
    Absolut richtig, aber leider gesetzlich gewollt. Laut Verordnung der Stadt Aachen hat jeder Position nur eine DIN A4 Seite zur Verfügung. Dies betrifft auch die Darstellung des Projekts. Wie man auf einer DIN A4 Seite ein 240 Mio. € Projekt vorstellen soll, ist mir auch schleierhaft.

    Es bleibt weiterhin festzustellen, dass die Elektro-Tankstellen nicht Teil der Investition in die Bahn sind und das man das häufigere Umsteigen der Menschen aus dem Südraum dem weniger Umsteigen für alle anderen Fahrgäste gegenüberstellen muss. Ich halte es weiterhin für unangemessen ein verbesserter ÖPNV-System mit einem Premiere-Abo zu vergleichen. Während ersteres tägliche Notwendigkeit ist, ist letzteres doch wohl eher Luxus.

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  2. Felix von Gadderbaum

    Schön wie Herr Slawinski die Schönrechnungen der Stadt und IHK auseinander rechnet.
    Auch weiterhin die Bahn nicht generell abzulehnen finde ich gut.

    Dass Alternativen hier in den Kommentaren sofort wieder abgelehnt werden ist hingegen sehr schade.
    Der Kapazitäts-ÖPNV Umbau ist auch mit weiteren Konzepten kostengünstiger umzusetzen.
    Modalsplit, Haushaltssicherheitsplan und die zweifelhaft kalkulierte Finanzierung sind Fakten und die hier quer zu rechnen ist nicht fair.

    Von der technischen Seite Missstände bezüglich der Campusbahn zu hören war sehr informativ.
    Von mir ein klares Nein zur Campusbahn speziell nicht finanziert durch erhöhte Semestertickets.

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    1. Jan van den Hurk

      Dass die Zahlenspiele von Max Slawinski nicht tragfähig sind, und dass er noch immer keine günstigere und funktionierende Alternativen zum Ausbau der Beförderungskapazitäten präsentiert hat, hast du leider in meinem Kommentar überlesen. :-/

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